Das Spinnennetz

Drama, Spielfilm | 1989

ZUM FILM

1918 – Theodor Lohse, ein junger Kriegsheimkehrer, beginnt seinen Aufstieg. Skrupellos, opportunistisch und zu allem bereit, ist er ein ideales Mitglied für die rechtsextremistische Geheimorganisation. Weder vor Morden, noch vor einer homosexuellen Affäre mit einem Ranghöheren, schreckt er zurück. Der jüdische Doppelagent Benjamin Lenz kennt als einziger Lohses Vergangenheit. Nur er kann ihm gefährlich werden. In einem mörderischen Kampf der beiden, erkennt Lenz die ganze Erbärmlichkeit Lohses. Bevor Lenz flieht, rächt Lohse sich auf seine Weise an ihm…

FILMTrailer

CAST & CREDITS

CAST

Benjamin Lenz – Klaus Maria Brandauer
Theodor Lohse – Ulrich Mühe
Rahel Efrussi – Andrea Jonasson
Baron von Rastchuk – Armin Mueller-Stahl
Mutter Lohse – Agnes Fink
Baron von Köckwitz – Ulrich Haupt/ Richard Münch
Anna – Elisabeth Endriss
Else von Schlieffen – Corinna Kirchhoff
Günther – Ernst Stötzner
Klitsche – Andras Fricsay
Prinz Heinrich – Peter Roggisch

STAB

Regie – Bernhard Wicki
Drehbuch – Wolfgang Kirchner, Bernhard Wicki
Kamera – Gerhard Vandenberg
Schnitt – Tanja Schmidbauer
Produzenten – Peter Hahne, Wolfgang Patzschke, Jürgen Haase

AUSZEICHNUNGEN / FÖRDERUNGEN

Ausgezeichnet mit

dem Bayerischen Filmpreis 1990 für Ulrich Mühe als bester Darsteller
dem Bundesfilmpreis in Silber 1990 für den besten Spielfilm
den Bundesfilmpreis Filmpreis in Gold 1990 für Bernhard Wicki für die beste Regie
den Bundesfilmpreis Filmpreis in Gold 1990 für Götz Heymann und Karel Vacek für das beste Szenenbild

Nominiert für die Goldene Palme 1989
OSCAR*- Nominierung für Klaus Maria Brandauer

Matthias Matussek, DER SPIEGEL, Nr. 20/1989

…Wickis Film erzählt die Geschichte einer Karriere in kräftigen, zügigen Strichen. Gleichzeitig liegt in seinen Bildern eine gespenstische, theaterhafte Künstlichkeit, eine Kalkuliertheit, die noch aus nebensächlichsten Details Symbole werden lässt… Vielleicht hat Bernhard Wicki, der fast 70-jährigeAußenseiter des deutschen Kinos, gar keinen historischen Film gedreht, sondern einen prophetischen.“

LA VANGUARIDA, 18.05.1989

…Abgesehen von seiner kolossalen Länge ist es ein wertvoller Film, der wahrscheinlich im spanischen Fernsehen ausgestrahlt wird, da TVE – neben anderen europäischen Fernsehanstalten – den Film coproduziert hat… Klaus Maria Brandauer, der gewöhnlich theatralisiert, gelingt mit einer relativ kleinen Rolle eine der besten Darstellungen seiner Laufbahn, wenn nicht sogar seine beste…“

Givanni Grazzini, IL MESSAGERO, 08.05.1989

…Der Regisseur ist der sechzigjährige Bernhard Wicki, der mit professioneller Sorgfalt und einigen guten Ideen vorgegangen ist… DAS SPINNENNETZ ist zu einem Kolossalfilm geworden, der ins Kriminalistische, Erotische und Grausame abrutscht, die historischen und politischen Aspekte der in der Zeit der Weimarer Republik handelnden Erzählung jedoch nicht eingehender behandelt, sondern sich auf abgedroschene Weise darauf beschränkt, zu erläutern und zu beschreiben. Es handelt sich um wirklich gute Schauspieler, die Bauten und Kostüme sind hervorragend. Der Film hat alles, was er braucht, um im Showbusiness zu gefallen…“

Kell, VARIETY, 22.05.1989

Jede Szene und jeder Vorfall sind tadellos miteinander verknüpft. Dem Film DAS SPINNENNETZ fehlt die Tragweite eines großen, epischen Werkes, aber Wicki (der 1959 den klassischen Antikriegsfilm DIE BRÜCKE schuf) ist immer noch in herausragender Handwerker.“

Florian Hopf, STUTTGARTER ZEITUNG, 12.05.1989

…Kurioserweise müsste zu diesen Entdeckungen eigentlich der siebzigjährige Bernhard Wicki gehören, dessen Joseph- Roth-Verfilmung DAS SPINNENNETZ in Kraft, Stilbewusstsein und auch in der Art, wie sich die Produktion darstellt, an die besten Jahre eines großen europäischen Erzählkinos anknüpft, als dürfe diese Tradition nicht vergessen oder aufgegeben werden…“

Michael Lenz, WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE, 19.05.1989

Bernhard Wickis Spätwerk DAS SPINNENNETZ ist eine Meisterleistung. Die Sturzflut der betörenden Bilder (Kamera: Gerald Vadenbenderg), der Elan, mit dem Wicki das schicksalsträchtige Epos in Szene gesetzt hat, zeugen von der ungebrochenen Vitalität des Einzelgängers… Dieses Gespann im Zentrum des Films ist ein Exempel für die hohe Schule der Schauspielkunst. Ulrich Mühe als Lohse (der DDR-Darsteller ist eine große Entdeckung) und der Star Klaus Maria Brandauer als Lenz liefern sich Duelle von atemberaubender Präzision.“

Andreas Kilb, DIE ZEIT, 26.05.1989

„…Aber Wickis Inszenierung bleibt unerbittlich halbnah, glatt und distanziert, sie fasst die Hauptfigur mit spitzen Fingern an. Das ist Fernsehen: Man sitzt im Wohnzimmer und blickt auf wohnzimmergroße Räume, in denen ein Lehrstück behandelt wird. Um die historische Wahrheit zu begreifen, glaube ich, muss man näher an sie herangehen, mit dem Intellekt und der Emotion…“

Peter Buchka, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 23.05.1989

…In einem breiten Bilderbogen entwirft er anhand der Karriere eines typischen Mannes ohne Eigenschaften eine Zeitgeschichte der schrecklichsten Eigenschaften. Mit seinem bei uns einzigartigem Gespür für schauspielerische Präsenz geistert sein Blick zusammen mit der Hauptfigur durch alle Gesellschaftsklassen und Bewusstseinsschichten, sodass wie von selbst das Sittengemälde eines Volkes entsteht, das auf dem Weg in den moralischen Bankrott ist…“

TECHNISCHE DATEN

Kino-Premiere Deutschland: am 21. September 1989
Kino-Premiere Frankreich: am 8. Mai 1989 (während des Cannes Film Festivals)

TV-Ausstrahlungen: am 27 Oktober 2009 um 21:15 Uhr im BR und am 3. Juli 2013 um 22:00 Uhr bei ORF III