DAS SCHWARZE GOLD – DIE GESCHICHTE DES ERDÖLS

Dokumentation, Mehrteiler

ZUM FILM

FOLGE 1: AM ANFANG WAR DAS ÖL

Bereits vor 7000 Jahren kannte man diesen kostbaren Rohstoff. Er wurde nicht nur zum Abdichten von Schiffen, Dämmen und Zisternen gebraucht, sondern war auch als Medizin und Wundermittel ein Verkaufsschlager, lange bevor das Öl die westlichen Industrien schmierte. Öl ist aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Es ist die Grundlage für Kosmetik, Arzneien, Farben und Textilien.

Diese Entwicklung wurde durch die ersten bedeutenden Ölfunde in Amerika eingeleitet. Im Jahre 1859 schlägt die Stunde des Öl-Rausches – Colonel Drake und seine Männer haben das „schwarze Gold“ entdeckt. Pioniere, Abenteurer, Kaufleute aller Art tummeln sich in den Bohrturmwäldern Pennsylvanias und suchen den schnellen Reichtum im Öl. Einem dieser Pioniere – dem jungen John D. Rockefeller – sollte dies gelingen. In wenigen Jahren wuchs sein Ölgeschäft zu einem riesigen Imperium heran.

FOLGE 2: DAS ROCKEFELLER-IMPERIUM

Öl war John D. Rockefeller schon als Kind ein Begriff. Sein Vater – William A. Rockefeller – verkaufte Erdöl zu wundertätigen Heilzwecken als selbsternannter Doktor.
John D, aber hatte andere Wunderwirkungen im Sinn: Er verarbeitete das Öl zu Petroleum und beleuchtete die Wege der Industrialisierung. In nur wenigen Jahren wurde so aus einer Standard Oil Company ein gigantischer Trust; er kontrollierte Ölquellen, Transportwege, Raffinerien.

Doch bekanntermaßen schläft die Konkurrenz nie. In Ostasien schließen sich 1907 der Holländer Henry Detering und der Engländer Marcus Samuel zur Asiatic Petroleum Company zusammen – der späteren Royal Dutch Shell.
Dem nachfolgenden erbitterten Preiskampf ist John D. nicht gewachsen – die Rockefeller-Ära scheint beendet. Doch es scheint nur so: Durch die Erfindung des Motors und der damit verbundenen, schier unbegrenzten neuen Absatzmärkte für das Öl erlebt der Konzern einen Aufschwung. Die Exxon wird zu einem der größten Ölmultis der Welt.

FOLGE 3: VON DER MOTORKUTSCHE ZUM KRIEGSGEFÄHRT

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Lampenbrennstoff Petroleum immer mehr von Kohlegas und Strom vom Markt verdrängt. Nun galten alle Hoffnungen der Ölgesellschaften dem benzinschluckenden Motor.

Das moderne Industriezeitalter beginnt. Bewegung ist gefragt: Waren, Arbeitskräfte und Maschinen müssen schnell transportiert werden. In nur wenigen Jahren überschlagen sich die Entwicklungen, bald werden die ersten Flugmotoren in Betrieb genommen, und 1895 erlaubt die Erfindung des Dieselmotors die Konstruktion schwerer LKWs und Tanks.
Die Rüstungsindustrie profitiert ebenfalls von den technischen Neuerungen und motorisiert sich. Der Erste Weltkrieg steigerte den bedarf an Öl um ein Vielfaches – Siege können nur durch ausreichenden Ölnachschub errungen werden. Es beginnt der Kampf um die Erschließung und Kontrolle neuer Fördergebiete.

FOLGE 4: ZWEITER WELTKRIEG UND WIEDERAUFBAU

Hitlers Machtergreifung 1933 bedeutet zunächst einen Aufschwung der deutschen Wirtschaft; besonders Interesse galt dabei der Auto-, Flugzeug- und Rüstungsindustrie.
Doch die zunehmende Motorisierung verlangte nach immer mehr Treibstoff – Hitler kurbelte die Produktion von Benzin aus Kohle an –, neue Hydrierwerke entstanden. Doch sie reichten nicht aus, den Bedarf zu decken. Hitlers Ziel, sich von den Ölimporten unabhängig zu machen, konnte so nicht eingelöst werden. Man brauchte eigene Fördergebiete.

Hitlers Krieg wurde aus den eroberten kaukasischen und rumänischen Ölfeldern gespeist, doch immer noch zu wenig, um alle Kampfverbände ausreichend zu versorgen.
Die Alliierten hingegen schwammen auf einer Ölwoge zum Sieg.
Die Überproduktion der Kriegsjahre brauchte jetzt neue Absatzmärkte, und so förderten die Alliierten den Wiederaufbau einer energiehungrigen Nation. Das Zeitalter des Nylon, Perlon, Plexiglas bricht an. Öl liefert den Rohstoff für den Konsumboom des Wirtschaftswunders.

FOLGE 5: DIE SIEBEN SCHWESTERN

Exxon, Shell, BP, Gulf, Mobil, Texaco und Socal – besser bekannt als die „sieben Schwestern“ – kontrollierten bis Anfang der sechziger Jahre sämtliche bedeutenden Ölvorkommen, den Transport, die Weiterverarbeitung und den Vertrieb des Öls.
Es waren machtvolle Kartelle, untereinander verwoben, die weltweit operierten und deren Jahresumsätze die Haushaltsbudgets ganzer Nationen überstiegen. Eine Handvoll Kaufleute hatte sich den Weltmarkt des Öls untereinander aufgeteilt.
In der wiederkehrenden Normalität des Wirtschaftslebens nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wird die amerikanische Kartellbehörde auf die Ölmultis aufmerksam und deckt das Monopol auf. Doch in der Zeit des Kalten Krieges überwiegen die Argumente für eine freie Marktwirtschaft und Unabhängigkeit der Ölversorgung.
Erst die Bildung der OPEC erbringt eine neue Weltölverteilung. Die ölexportierenden Staaten fordern die Kontrolle über die eigenen Ölquellen.

FOLGE 6: DIE OPEC

Das gemeinsame Interesse, ihren einzigen Reichtum zu schützen, brachte im Herbst 1960 die sonst heillos zerstrittenen Monarchen, Scheichs und Präsidenten an einen Tisch. Sie beschließen ein Wirtschaftsbündnis mit dem Ziel, die Kontrolle über Preis und Menge des Öls zu erhalten.
Ölquellen und weiterverarbeitende Betriebe wurden über Nacht verstaatlicht, die „sieben Schwestern“ entmachtet.
In nur fünfzehn Jahren gelingt es den in der OPEC zusammengeschlossenen Ländern, 90 % der weltweiten Ölexporte zu steuern. Ein gefährliches Vabanque-Spiel um Preis und Fördermengen beginnt. Die Situation eskaliert 1973, einem Datum, das für Öl als Primärrohstoff eine entscheidende Bedeutung hat.

FOLGE 7: DER ÖLPREISSCHOCK UND DIE FOLGEN

Öl wird in den siebziger Jahren zu einer politischen Waffe. Die westlichen Industrienationen sind nicht mehr vorstellbar ohne das kostbare schwarze Gold. Im Zuge des Nahostkonfliktes verhängen die erdölexportierenden Staaten ein Ölembargo. Die Preise erreichen schwindelerregende Höhen, der stete Aufschwung der Industrienationen scheint in Gefahr.
„Energiesparen ist unsere beste Energiequelle“ lautete das Motto – leere Autobahnen, Flughäfen und Bahnhöfe waren die Folge. Doch Energiesparen allein reichte nicht aus. Die Industrienationen sahen sich gezwungen, neue Wege in der Energieversorgung zu beschreiten.

Öl wurde in der Nordsee und den unwirtlichen Regionen Alaskas gesucht. Enorme finanzielle Anstrengungen wurden zur Erschließung neuer Ölfelder unternommen. Aber man suchte nicht nur nach Öl, sondern auch nach Alternativen zum Energieversorger Nummer eins.
Erdgas wurde zu einem neuen Eckpfeiler in der Energieversorgung.

FOLGE 8: ERDGAS – EINE JUNGE ENERGIE

Bereits 1681 hatte der Münchener Professor Johann Joachim Becker entdeckt, dass man aus dem Rohstoff Kohle ein brennbares Gas gewinnen kann. Bis zur Nutzung in größeren Mengen sollten jedoch noch zwei Jahrhunderte vergehen.
Das uns heute allen bekannte Gas wird jedoch nicht aus Kohle gewonnen, sondern ist ein fossiler Brennstoff wie Öl und hat sich in Jahrmillionen aus organischen Substanzen entwickelt.

Die Weiterentwicklung der Technik erlaubte neue Fördermethoden und die Lösung der größten Schwierigkeiten mit dieser Energie: der Transport. Erdgas wird heute verflüssigt in weitverzweigten Pipeline-Netzen und Tankern bis zum Endverbraucher gebracht.
Erdgas ist umweltverträglich, verbrennt fast ohne Rückstände, ist vielseitig einsetzbar und nimmt heute Platz zwei in der Energieversorgung der Industrieländer ein.

FOLGE 9: UMWELTVERSCHMUTZUNG

Amoco Cadiz, Exxon Valdez, brennende Ölplattformen in der Nordsee – Schreckensbilder, die uns immer wieder über die Medien erreichen. Was wird im Umweltschutz rund um den Rohstoff Erdöl getan? Warum kommt es immer wieder zu Katastrophen? Eine wichtige Entwicklung in der Sicherung der Transportwege stellten die Pipelines dar. Doch, bedingt durch die großen Entfernungen von Fördergebiet zu Endverbraucher, kommt man bis heute nicht ohne Supertanker aus. Tankersimulationssysteme sollen Kapitäne und Schiffsoffiziere besser schulen. Neue Sicherheitssysteme sollen auch beim Transport auf der Straße, in Tanklastzügen, das Risiko mindern, die Gefahr einer Umweltkatastrophe verhüten helfen.

Aber nicht nur der Transport, sondern auch die Weiterverarbeitung des Erdöls verlangt nach neuen Wegen im Umweltschutz. Für die Entsorgung der Produkte, die aus Öl gewonnen werden, Kunststoffe, Arzneien, Lacke und Farben, Reinigungs- und Düngemittel und nicht zuletzt das Benzin, müssen neue Technologien entwickelt werden.
Entschwefelungsanlagen, neue schadstoffärmere Produktionsmechanismen, Katalysatoren und bleifreies Benzin sollen hier Abhilfe schaffen. Doch die Bekämpfung der Umweltschäden und die Verhinderung erneuter Katastrophen kann in der Konsequenz nur durch gemeinsames Handeln umweltbewusster Konsumenten und verantwortungsvoller Hersteller bewerkstelligt werden.

FOLGE 10: WAS GESCHIEHT MIT DEN ÖLMILLIARDEN?

Saudi-Arabien, Kuweit, Bahrein, Quatar – das sind Namen, die für Ölreichtum stehen. Namen wie aus den Märchen aus „1001 Nacht“. Jedoch auch Namen, die führ jahrzehntelange nüchterne Anstrengungen der Förderländer stehen, ihren Reichtum aus Öl in moderne, erdölunabhängige Industriezweige zu investieren. Damit soll erreicht werden, den Ländern einen Wohlstand für die „Zeit nach dem Öl“ zu sichern. Für diese wirtschaftliche Entwicklung steht die Urbarmachung von Wüsten genauso wie Investitionen in das Bildungssystem und die Forschung oder die Beteiligung an Markenunternehmen in den westlichen Industrienationen.
Doch nicht allen „Erdölriesen“ gelang es, ihre Rohstoffreserven zu nutzen. Mexiko ist dafür ein Beispiel: Ein korrupter Staatsapparat, ein allmächtiger nationaler Ölkonzern, die Petroleos Mexicanos, hohe Auslandsverschuldungen durch eine defizitäre Wirtschaftspolitik trieben Mexiko an den Rand des Bankrotts. Aus den einst „boomenden“ Förderstätten Tabascos und Coatzacoalcos sind Geisterstädte geworden, die Bevölkerung wanderte auf der Suche nach Arbeit in die Slums von Mexico City. Das Land ist arm, trotz seines Ölreichtums.

FOLGE 11: ERDÖL HEUTE

Ölsuche im letzten Jahrhundert war ein Glücksspiel. Abenteurer, Pioniere, Glücksritter folgten dem Ruf des schwarzen Goldes in die boomenden Regionen. Man brachte eine Bohrung nieder, und wenn man Glück hatte, sprudelte schon bald eine neue Quelle. Bohrten jedoch zu viele an einer Stelle, sank der Lagerstättendruck – das Öl versiegte. Exploration war Glückssache.

Erdölsuche heute – das ist kostenintensives, riskantes Unternehmen. Die Fördergebiete wurden immer unwegsamer, und das Öl muss aus immer größeren Tiefen geholt werden. Man bringt nicht mehr einfach eine Bohrung nieder, man will schon vorher wissen, wie groß ein vermutetes Ölfeld ist, von welcher Beschaffenheit sei Öl ist und welche Fördermengen zu erwarten sind. Moderne Geophysik und Seismik liefern den Schlüssel zur Lösung dieser Fragen. Ganze Landstriche werden durch Erstellung von Satellitenbildern und Luftaufnahmen erfasst und auf ihre Oberflächenstruktur untersucht. Danach wird der Einsatz von Geologen und Geophysikern notwendig, die „vor Ort“ die Tiefenstruktur des Bodens erkunden. Mit Sprengstoff, Luftpulsern, Vibratoren und Geophonen „horchen“ sie gleichsam in die Erde – über oder unter Wasser – hinein und schließen von den zurückgeworfenen Schallwellen auf mögliche Erdöllagerstätten.

Ein enormer technischer Aufwand, der die Ölsuche nicht mehr dem Zufall oder dem Glück überlässt. Der Erfolg einer Bohrung soll kalkulierbar sein.

FOLGE 12: ÖLMACHT – MACHT DURCH ÖL

Wer das Öl kontrolliert, kontrolliert die Wirtschaft. Doch wie werden Preise und Fördermengen festgesetzt? Wer bestimmt darüber? Am Beispiel Bundesrepublik Deutschland wird deutlich gemacht, wie Nachfrage und Angebot auf dem Ölmarkt zusammenhängen. Vom Förderfeld bis zur Zapfsäule, von der entlegenen Raffinerie bis zum Endverbraucher, verdienen viele am schwarzen Gold.

Die westlichen Industriestaaten sind die größten Verbraucher des Erdöls, der größte Anteil wird importiert. Gleichzeitig aber haben sie auch die größten Exporte von Fertigprodukten aus Öl. Das ermöglicht ihnen die Kontrolle über internationale Finanzmärkte und Wirtschaftszweige und dadurch eine Einflussnahme auf den Weltölmarkt.
Ganz anders ergeht es den Staaten der sogenannten „Dritten Welt“. Das Beispiel Benzin zeigt deutlich die Situation eines Landes, das nicht wie die Bundesrepublik über Rohstoffe oder über marktwirtschaftlich relevante Exportartikel verfügt. Eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung scheint so kaum möglich. Ölmacht für einige wenige Länder, Ohnmacht für die meisten anderen.

FOLGE 13: PERSPEKTIVEN

Öl, wie alle anderen fossilen Rohstoffe, ist nicht unbegrenzt verfügbar. Die Reserven werden in Zukunft nicht ausreichen, um den steigenden Energiebedarf der Welt zu decken. Alternative Lösungen müssen gefunden werden. Energie aus nuklearer Spaltung oder Fusion wurde zum neuen Hoffnungsträger. Doch die Risken, die diese Alternative zum Erdöl mit sich bringt, können bis heute nicht eingegrenzt werden. Das Problem der Entsorgung wird noch Generationen nach uns beschäftigen.

Regenerative Energien sollen die drängenden Rohstoffragen lösen: Geforscht wird im Bereich der solaren Energie, der Windenergie und der Wasserkraft. Jeder Weg muss beschritten werden, will man sich von den fossilen Rohstoffen unabhängiger machen. So entstehen nicht nur Biogas- oder Erdwärmeanlagen, sondern man versucht parallel die traditionellen Rohstoffe sinnvoller und sparsamer einzusetzen.
Noch sind viele Alternativen zum Erdöl nicht wirtschaftlich genug. Zu hohen Investitionskosten stehen zu geringe Ergebnisse gegenüber. Die moderne Welt braucht neue Energien, wenn sie auch in Zukunft überleben will.

CAST & CREDITS

STAB:

Buch – Dr. Matthias-Johannes Fischer, Michael Blum, Sabina Pfleger
Fachliche Beratung – Dr. Günther Lönnecke, Leo Brawand
Realisation – Gisela Gondolatsch, Jürgen Haase, Sabina Pfleger, Claus Plöger
Recherchen – Sabina Pfleger
Schnitt – Gisela Gondolatsch
Herstellungsleitung – Renata Sladkowski
Redaktion – Manfred Hübner, Hans Koch, Klaus Weber
Archive – National Archive, Washington / Oil Well Museum, Titusville

EINE PRODUKTION DER PROVOBIS GESELLSCHAFT FÜR FILM UND FERNSEHEN MBH IM AUFTRAG von Transtel

TECHNISCHE DATEN

Dokumentationsreihe, 13 x 30 Min.